Brexit: Hälfte der EU-Kräfte droht Insel zu verlassen
Abwanderung von mehr als 1,2 Mio. Arbeitskräften in fünf Jahren erwartet
Brexit-Ressentiments: bei Migranten wohl gängig (Foto: Duncan Hall, flickr.com)
London (pte/28.06.2017/06:10) Der Brexit könnte dazu führen, dass
Großbritannien innerhalb von fünf Jahren knapp die Hälfte der derzeit
dort tätigen qualifizierten Arbeitskräfte aus der EU verliert. Das
besagt eine Studie des Beratungsunternehmen Deloitte
http://deloitte.co.uk
. Auch viele Migranten anderer Herkunft spielen aufgrund des Brexit mit
dem Gedanken, das Land zu verlassen. Insgesamt könnte Großbritannien so
1,2 Mio. Arbeitskräfte verlieren.
Exit aus dem Brexit
3,4 Mio. Migranten arbeiten laut Deloitte im Vereinigten Königreich.
Da sich dieses nun aus der EU verabschiedet, wollen nicht nur Banker
(pressetext berichtete: http://pte.com/news/20170406035
) raus aus Großbritannien. Der Deloitte-Umfrage zufolge denken 36
Prozent der ausländischen Arbeitskräfte - und gar 47 Prozent der
EU-Bürger - darüber nach, sich innerhalb von fünf Jahren aus dem Land zu
verabschieden. Etwas mehr als ein Viertel der Migranten könnte sogar
schon innerhalb von drei Jahren Großbritannien verlassen.
Diese drohende massive Arbeitskräfte-Abwanderung scheint primär dem
Brexit zuzuschreiben sein. Denn eigentlich galt Großbritannien Deloitte
zufolge dank kultureller Vielfalt, Jobchancen und Lebensstandard als
besonders attraktive neue Heimat. Doch 48 Prozent der im Vereinigten
Königreich lebenden ausländischen Arbeitskräfte sehen das Land seit dem
Brexit-Votum als etwas oder deutlich unattraktiver. Bei Arbeitskräften,
die noch nicht selbst in Großbritannien leben, war der Image-Verlust
aber deutlich geringer. Nur 21 Prozent haben hier eine schlechtere
Meinung.
Kompetenzmangel droht
Besonders hochqualifizierte Arbeitskräfte denken Deloitte zufolge
nunmehr über die Flucht aus Großbritannien nach. Um dem daher drohenden
Fachkräftemangel zu begegnen, empfiehlt das Beratungsunternehmen dem
Vereinigten Königreich unter anderem, stärker in die Fortbildung
heimischer Arbeitnehmer zu investieren sowie die Automatisierung
voranzutreiben.
Die Deloitte-Befragung wurde vor den Wahlen am 8. Juni 2017
durchgeführt. Da Premierministerin Theresa May und ihren konservativen
Tories nun auf die Unterstützung der nordirischen Democratic Unionist
Party (DUP) angewiesen sind, könnte sich die Situation noch verschärfen.
Die DUP ist christlich-konservativ mit
protestantisch-fundamentalistischen Tendenzen. Sie lehnt Abtreibung und
gleichgeschlechtliche Ehe strikt ab und hat Kreationisten ebenso wie
Klimawandels-Leugner in ihren Reihen. Dass die neue Regierung für große
Weltoffenheit stehen wird, scheint also unwahrscheinlich.
(Ende)
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