Tesla als Vorreiter: Fahrer werden unaufmerksam (Foto: jartsf, flickr.com)
Delft (pte/02.01.2018/21:24) Moderne Autos umfassen immer mehr
autonome Systeme wie Spurhalte-Assistenten und Tempomaten: Bald werden
Menschen womöglich nur noch als Aufpasser am Steuer weitgehend autonomer
Fahrzeuge sitzen, um in Ausnahmesituationen einzugreifen. "Wir sind
nicht gut in dieser Überwachungsfunktion", warnt allerdings Daniël
Heikoop, Verhaltenspsychologe an der TU Delft
http://tudelft.nl . Denn diese weitgehend passive Rolle wirkt einschläfernd, wie unter anderem Praxistests mit einem Tesla
http://tesla.com gezeigt haben.
Unwach statt überwachend
Aktuelle Tesla-Modelle bieten einen Autopiloten, der dem menschlichen
Lenker schon fast alles abnimmt . Eben das könnte das Standard-Szenario
für die nahe Zukunft werden, bevor wirklich vollautonome Fahrzeuge ganz
ohne Fahrer Alltag werden. Doch die Rolle des passiven Ãœberwachers am
Steuer birgt ein ernstzunehmendes Risiko, so Heikopp. "Das ist extrem
langweilig. Menschen sind nicht gut darin", erklärt er. Eben das hat
sich in Versuchen mit einem Tesla in Coventry gezeigt.
Im Rahmen dieser Experimente haben Fahrer 35 Minuten lang einen auf
Autopilot geschalteten Tesla auf der Autobahn überwacht. Messungen des
Herzschlags und der Augenbewegungen von Probanden haben ergeben, dass
sich diese verlangsamen - die Leute waren praktisch am einnicken. Auch
Versuche mit einem Fahrsimulator haben dieses Phänomen beobachtet. Dass
Lenker, die nicht restlos wach sind, im Fall der Fälle nicht sonderlich
schnell reagieren werden, liegt auf der Hand.
Wachsende Herausforderung
Dabei könnten halbautonome Fahrzeuge menschlichen Lenkern teils sogar
mehr abverlangen als selbst fahren. Um den Verkehrsfluss zu fördern,
können beispielsweise Autos mit entsprechenden Assistenzsystemen einen
geringen Abstand halten, als die menschliche Reaktionszeit eigentlich
erfordert. Dazu kommt, dass die Leute gar nicht darauf vorbereitet sind,
weitgehend autonome Autos zu überwachen. "Sie wissen nicht, worauf sie
achten müssen, da sie nicht verstehen, wie ein autonomes Auto
funktioniert, was es sehen kann und was nicht", erklärt Heikoop.
"Die Situation, auf die wir zusteuern, in der die Menschen
hochautomatisierte Autos fahren, die immer noch Ãœberwachung brauchen,
ist gefährlich", warnt daher der Verhaltenspsychologe. Es wäre womöglich
besser, diese Phase ganz zu überspringen und darauf zu warten, dass
Autos zuverlässig vollautonom fahren können. Dazu bedarf es aber noch
Fortschritten gegenüber dem aktuellen Stand der Technik, wie
beispielsweise Sensoren, die nicht so anfällig für Störungen durch zu
grelles Sonnenlicht, Schlamm oder Schnee sind.